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Einer wilden, ungezähmten Natur gegenüber

Heusenstamm bei Frankfurt am Main; 2009-05-17

Getigerter Holztisch mit Pappe und Gebiss; Foto

Der Thermometer stand im Schatten, obgleich der Wind stark aus Südost blies. Die Stellung der Bäume ist sehr merkwürdig. Vorne sieht man Büsche von Sauso (Hermesia castaneifolia) die gleichsam eine vier Schuh hohe Hecke bilden, und es ist, als wäre diese künstlich beschnitten. Hinter dieser Hecke kommt ein Gehölz von Cedrela, Brasilholz und Gayac. Die Palmen sind ziemlich selten; man sieht nur hie und da einen Stamm der Corozo- und der stachligten Piritupalme. Die großen Vierfüßer dieses Landstrichs, die Tiger, Tapire und Pecarischweine, haben Durchgänge in die eben beschriebene Sausohecke gebrochen, durch die sie zum trinken an den Strom gehen. Bäume, Wasser, Himmel drehten sich in wütenden Kreisen. Oben war unten; der sandige Pfad gelber Streifen am Firmament, die Wolken zerfetzter Teppich zu seinen Füßen. In den fünf Sekunden lebte er ein brausend ungeheures Leben durch, Empor und Hinab, Flug und Verkrampfung, Möglichkeit und letzte Schranke, Wunsch und Finsternis des Herzens.

Dann aber sah er die großen ruhenden Augen. Das Thier lag im Schatten eines großen Zamang. Als nun die Prinzessin ihn vom Stuhl herunter schieben wollte, so leise und zart als möglich, indem sie ihm noch gute Worte gab, da ließ das böse Thier ihr seine Krallen fühlen und vier blutige Streifen liefen auf dem weißen Arm herab. Der Tiger fletschte die Zähne, indem er sich in den Hintergrund des Käfigs zurückzog, er schien das feindliche Element auffressen zu wollen. Ihm fehlt auch des Löwen edler Anstand; sein Körper ist zu lang, seine Beine zu niedrig; das Haupt hat keine Mähne, die Augen sind unstät und die Zunge blutroth; er ist von einer unersättlichen Blutgier, von einer empörenden Grausamkeit beseelt; sein einziger Instinkt scheint eine stete Wuth zu sein, welche ihn oft so weit verblendet, daß der Alte da gleich bereit wär', den Tiger zu besteigen.

Als Wilhelm nach der Menagerie zurückkam, vernahm er schon lautes Brüllen. Im Vorplatz wurden große Stücke Fleisch zerschnitten; diese wurden sodann vertheilt, und Wilhelm weidete sich an der Freßbegierde der Thiere, an ihren scharfen Zähnen und an den wilden Tönen, welche sie dabei ausstießen.

Rauhe Berührung weckte ihn: Es erhellet sich die Gegend, Fackeln streifen durch das Feld. dort liegt, in schwachem Mondlicht sichtbar, die schöne Katze mit dem getigerten Fell ausgestreckt in ihrem Blut.

Aller Wesen letzter Tag Tiger ist dein, Was du anfaßt, das ist roth, Was du angefaßt, ist todt. Tiger, Tiger, fürchterlich! Doch das behagt mir eben! —War sie schön?

Die Gestalt, den Rhythmus, das Weiß und Dunkle, die Luft drum herum