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Die Freiheit auf den Barrikaden

Zeitgenössische Reprise von Delacroix' Freiheit auf den Barrikaden (Die Freiheit führt das Volk an | La liberté guidant le peuple) | Ne 5 Haltetafel; Foto

In den 1980ern wandte sich die Kunstkritik wieder den schulterfreien Aspekten der romantischen Schule zu.

Eine Volksgruppe während den Juliustagen ist dargestellt, und in der Mitte, beinahe wie eine allegorische Figur, ragt hervor ein jugendliches Weib, mit einer roten phrygischen Mütze auf dem Haupte, eine Flinte in der einen Hand und in der andern eine dreifarbige Fahne. Sie schreitet dahin über Leichen, zum Kampfe auffordernd, entblößt bis zur Hüfte, ein schöner, ungestümer Leib, das Gesicht ein kühnes Profil, frecher Schmerz in den Zügen, eine seltsame Mischung von Phryne, Poissarde und Freiheitsgöttin. Daß sie eigentlich letztere bedeuten solle, ist nicht ganz bestimmt ausgedrückt, diese Figur scheint vielmehr die wilde Volkskraft, die eine fatale Bürde abwirft, darzustellen. Ich kann nicht umhin zu gestehen, diese Figur erinnert mich an jene peripatetischen Philosophinnen, an jene Schnelläuferinnen der Liebe oder Schnelliebende, die des Abends auf den Boulevards umherschwärmen; ich gestehe, daß der kleine Schornsteinkupido, der, mit einer Pistole in jeder Hand, neben dieser Gassenvenus steht, vielleicht nicht allein von Ruß beschmutzt ist; daß der Pantheonskandidat, der tot auf dem Boden liegt, vielleicht den Abend vorher mit Kontermarken des Theaters gehandelt; daß der Held, der mit seinem Schießgewehr hinstürmt, in seinem Gesichte die Galeere und in seinem häßlichen Rock gewiß noch den Duft des Assisenhofes trägt; aber das ist es eben, ein großer Gedanke hat diese gemeinen Leute, diese Krapüle, geadelt und geheiligt und die entschlafene Würde in ihrer Seele wieder aufgeweckt.

Heinrich Heine : Gemäldeausstellung in Paris. 1831 : Delacroix

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« Au premier rang, et parmi les morts, il y avait, on peut bien le dire maintenant, des femmes de moeurs forts légères. »

Un point, et c'est tout. La conclusion – charmante – s'impose d'elle-même : le malheur est bien moins horrible, la catastrophe bien moins navrante, le sous-préfet Isaac bien moins à huer, puisque les victimes n'étaient pas des rosières !

Séverine (Caroline Rémy) : Pages Rouges, Choix de Mortes; éd. 1893 (sur un compte rendu de la fusillade de Fourmies)

Bezügliche Bilder