Hier ein drittes Bild, acht Silhouetten von Burschenschwänzen. Nr. 1 ist fast Schwanzideal! Germanischer eiserner Elater im Schaft; Adel in der Fahne; offensiv liebende Zärtlichkeit in der Rose. Durchaus mehr Kraft als Besonnenheit! Nr. 2. Überall mehr Besonnenheit als Kraft. ängstlich gerade, nichts Hohes, nichts Aufbrausendes, süßes Stutzerpeitschchen, zartes Marzipanherz ohne Feuerpuls. Nr. 3. Eingezwängter Fülldrang, studirt Medicin! Nr. 4. Satyrmäßig verdrehte Meerrettichform. Der Kahlköpfigkeit letzter Tribut an Schwanzheit bezahlt. Alte Feldmarschallskraft zu Fähnrichs Natur aufpommadet, aufgekämmt und aufaffectirt. Nr. 5. An Schneidergesellheit und Lade grenzende schöne Literatur. Nr. 6. Junger Kater oder junger Tiger. Nr. 7. Abscheulich! Elendes Werk nicht der Natur, sondern des Seilwinders. Nr. 8. Heil dir und ewiger Sonnenschein, glückseliges Haupt, das dich trägt. Stünde Lohn bei Verdienst, so müßtest du Kopf sein, vortrefflicher Zopf und du zopfbeglückter Kopf!
Heinrich Albert Oppermann: Hundert Jahre. 1770-1870.
(Nach Lichtenbergs Fragment von Schwänzen)