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Spannkraft genug, Schattenwellen mit rhytmischem Lichte zu durchbrausen

Heusenstamm bei Frankfurt am Main; 2009-05-17

Staubiges, aufgeblasenes Condom an einem sonnigen Nachmittag in der Wohnung; Foto

Für die Sonne als Dampfmaschine bedeutet der Rest des Weltalls den Dampfkessel. Wo sich die Weltkraft entzündet an der atomistischen Reibefläche des Organischen, da blitzt das Leben auf und erlischt wie der Meteorstein, der aufglüht, wenn sein Sturz ins Chaos hineingerät in die sausenden Rhythmen der irdischen Atmosphäre. Und nun dies Befühlen selbst. Welche Fülle seelischen Geschehens birgt es in sich! Welche Wonnen, welche Beruhigung einerseits, welche Beleidigung und welchen Abscheu auf der andern Seite glitten, eng aneinandergedrängt, wie ein langsamer Schatten dahin. Welche Wunder der Seele im Streicheln, im Liebkosen, im einfachen Handauflegen! Alles das wirkt von Seele zu Seele durch das Medium der Haut, die ja buchstäblich nichts anders ist als ein Schilfwald von Polypenarmen.

In der Haut bewegte sich des Lebens Zauberfinger zwischen den Sonnenspeeren und Schattenstrichen des hohen Schilfs, als spielten Sonne und Wind mit Schatten und Licht, und niemand erkennt ihn, wenn ihn sein heiseres Keuchen nicht verrät, oder sein dampfender Atem, der von dem Blutgeruch seines nächtlichen Raubs schwer ist, aber wenn es herauskommt und man will etwas damit anfangen, so geht es einem ähnlich, als wollte man sich Sonnenlicht für die Nacht aufheben.

Ein Gefühl für geheimnisvoll schwebende Schatten, für etwas dämonisch in uns Herrschendes, dem wir nicht ins Auge schauen können! Ein Sammelwort für alles triebhaft Mystische, Unerhellte, das wirre Bild der Blitze auf und nieder, das Hin und Her wetterleuchtender Schattenspiele, das Durcheinander zitternder, zuckender, vielleicht phosphoreszierender riesenhaften Wogen eines Meeres, das mitten im Sturm in Erstarrung geraten. Das magische Licht und der fast leere Raum, dessen Ecken in Dämmerung gehüllt waren, verschob meinen Sinnen auf eigenartige Weise die Verhältnisse von Größe und Weite, es kam mir vor, als rückten dunkle Ungeheuer zum Kampfe gegeneinander heran, ich selber war kleiner als Zellenkugeln auf einem weit entfernten Berg.

Von hier aus spielt die Sonne und das Licht, das Dunkel und die Finsternis ihre Funken- und Schattenlieder. Hier sind der Seele durstige, saugende Kelche, mit welchen sie, lechzend nach Erregung, Kraft und Bewegung, den ganzen Funkenkranz der Sonnenwellen jenseits und diesseits vom Spektrum einschlürft. Welche Quellen von Schwungrad treibender Lebensenergie übermitteln sie allein und direkt durch diesen Zaubermantel übersät mit Nervenflitter und jetzt durch das starre, geisterhafte Licht der Glühbirnen und leuchtenden Strümpfe.

Die Vorgänge sind also viel mechanischer, als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist. Es ist eben auch auf der Erde nicht anders wie beim Beginn des Lebens im Wasser.

Es kann das alte Leben nicht sein.

Schattenwellen · Lichtwirbel