Inzwischen hielt der Zug von Minute zu Minute, rollte und stieß von Weiche zu Weiche, ein Licht nach dem andern huschte vorbei, gelb und verwaschen oder grell und geisterhaft blau – die Industrie nahte. Da wachte er aus seinem Sinnen auf, blickte wie aus einem fernen Traum erwacht im Wagen herum und auf die Lichtkleckse und Regenbogen, die die vorbeihuschenden Lichter auf die Scheibe warfen, dann verdüsterte sich sein Gesicht; er öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus. Die Räder stampften und dröhnten rhythmisch unter ihm hin, Ruß und Regen schlug ihm ins Gesicht, und aus dem Dunkel fuhren ihm Schatten entgegen, glotzten ihn mit glühenden Lichtern an und bäumten sich hoch, als würfen sie sich über ihn, und rissen sich wie ein Blitz wieder zurück in die Nacht und hinter ihnen wälzten sich Schlackenberge, unter deren Kruste es noch glummte und glühte, und Erzhalden, die grau und gelb und seltsam stumpf im Regen glänzten, wälzten sich wie ungeheure gläserne Walfische heran, vorbei und die Seilbahnen, an denen die Wagen wie närrische Kinderspiele glitten, drehten sich und kreisten und fuhren plötzlich himmelhoch in die Luft, in die die Hochöfen mit ihren feurigen Zungen drohten und leckten – ein Knäuel wassertriefender schwarzer Bollwerke und kleiner rundkuppliger Türme, die tanzen einen wilden grotesken Tanz, rote Strahlen zischen jäh aus ihnen hervor, sprühen in schimmernden Feuergarben hoch und in Feuer und Dampf hüllt sich die zischende Bande – das stampft und zischt und dröhnt, das wallt von Dampf und Qualm und Rauch und wirft mit seinen wilden Lichtern in die Nacht, die schwarz und drohend über diesem Allen hängt und selbst wie erbost und zuckend über diesem dröhnenden und gellenden Hexenkessel liegt.
Gustav Sack : Ein verbummelter Student