Während der Abbé sich hier in moralische Probleme des Liguori vertiefte, zogen oben im dritten Stock die vierzehn-, fünfzehn- und sechzehnjährigen Mädchen ihre Höschen an, schlüpften in die Pantöffelchen und begaben sich an die neben jedem Bett stehenden Waschtische, begannen das frische Wasser über den dünnen Nacken zu spritzen und Wangen und Stirn ein wenig zu reiben, die überhängenden Haare hinauszustreichen, sich zu beugen und wieder kerzengerade aufzurichten. Es war eben morgens sieben Uhr und Aufstehenszeit. Monsieur war nur so früh auf, weil er ja seine Messe lesen mußte. In dem ganzen Schlafsaal sah man jetzt nur weiße Lichter und Flächen; chamoisgelbe Arme und Nacken; blendendweiße Röckchen und Hemdstücke; und manchmal glitzernde Punkte von aufgesperrten Mündern; man hörte ein Schliefen und Rutschen, ein Anziehe- und Auskleidegeräusch; ein Knipsen der Strumpfbänder, ein Schlappen, Wischen und Wenden ging durch den Saal. Sonst war alles ruhig; denn der Geist dieser jungen Geschöpfe lag noch eingebunden in den Windeln ihrer Träume und hinderte sie am Plappern und Schwätzen.