Vom Kirchhofe zu Klingenthal bis an den naheliegenden Wald geht jede Nacht um die zwölfte Stunde ein gespenstiger Schatten eine Leuchte in der Hand. Das Volk erzählt sich hierüber folgende Geschichte. Es soll einst im Dorfe Klingenthal ein Köhler gewohnt haben, der jede Nacht von der Seite aufstand, um angeblich im Walde nach seinem Meiler zu sehen. Die wahre Ursache war aber, daß er im Busche schlich. Einst ging er auch in finsterer Nacht die Leuchte in der Hand den wohlbekannten Weg, da folgte ihm plötzlich die Thür auf offener That. Jetzt halfen Vorstellungen zur Thür hinaus mit der Drohung, sie in den brennenden Meiler zu schleudern, wenn sie ihm wieder zu nahe komme. Sie aber verfluchte ihn und rief: »Der Meiler werde Dir selbst lebendig!« Des lachte der Köhler in seinen feurigen Schlund.
Johann Georg Theodor Grässe : Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen › Der Köhler von Klingenthal [gekürzt]